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Chronik Widdershausen
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Sattler

Chronik 2 > Landwirtschaft
Das Sattler-Handwerk
 
Mein Vater, Heinrich Koch stammt aus der Fuldischen Aue in Heringen an der Werra, der Hausname ist "Wähner'sch", das lag daran, dass jahrhundertelang der Haupterwerb der Familie Koch das Stellmacher-Handwerk war und eine kleine Landwirtschaft im Nebenerwerb.
Heinrich aber lernte bei der Sattlerei Bode beim Sattlermeister Johannes Bode (1873-1941) in Heringen in der Pfarrstraße 14 vom April 1933 bis Oktober 1936 das Polster- und Sattlerei Handwerk.
Ausweis der Gesellenprüfung im Sattler- und Polsterer Handwerk für Heinrich Koch geb. am 5.5.1919 vor dem Gesellenprüfungsausschuß in Hersfeld am 29. Oktober 1936
Wie der Name schon andeutet, ist der Beruf des Sattlers eng mit dem Begriff Sattel und somit mit Pferden und deren Haltung verknüpft. Sattler, die vorwiegend Sättel anfertigen und reparieren, werden auch als Sattelmacher bezeichnet.

So befand sich fast in jeder Ortschaft ein Sattler mit seiner Werkstatt.
Die Ausbildung zum Sattler dauerte zwischen drei und vier Jahren, in der die jungen Burschen lediglich mit Kleidung, Nahrung und Werkzeug bezahlt wurden.
Im Falle meines Vaters Heinrich Koch, half dieser auch in der Landwirtschaft, vor allem in der Erntezeit des Sattlermeisters Bode in Heringen mit, auch die Mahlzeiten wurden gemeinsam mit der Familie des Meisters eingenommen.
Altes Firmenschild über dem Eingang zum Hof des Polsterhauses, Sattlerei und Dekoration Johannes Bode in der Pfarrstrasse in Heringen an der Werra
Blick in die Werkstatt der Sattlerei Bode in Heringen, hier mit Besuch aus Frankreich bei der Präsentation eines Pferdekummets. Im Hintergrund eine Hängetafel mit Sattlerwerkzeugen
Das Kummet ersetzte die üblichen Jochkonstrukte für Ochsen und verlegte die Ziehkraft von den Hörnern des Ochsen auf den Hals und Brustbereich – und ermöglichte zeitgleich den Einsatz von Pferden für die Feldarbeit.
Noch bis zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war das Sattlerhandwerk in den Dörfern unverzichtbar. Sattler fertigten und reparierten das Geschirr für Pferde und Zugtiere und stellten Sättel und alltägliche Gebrauchsgegenstände wie Feuereimer oder Lederkappen für Dreschflegel, Sensen und anderes Werkzeug her.

Mit dem Wandel der Landwirtschaft in den 1950er Jahren, bei dem die Zugtiere durch moderne Maschinen abgelöst wurden, musste sich auch die Sattler neu orientieren. Viele haben sich aufgrund der steigenden Ansprüche an den Wohnkomfort, auf die Herstellung und Reparatur von Polstermöbeln aller Art verlegt. So auch die Familie des Sattlermeisters Bode, auf dem alten Firmenschild ist neben der Sattlerei auch Polsterei und Dekoration aufgeführt.
Bei Pferden wird ein geschlossenes Kummet verwendet, die Zugkraft wird durch Brust und Schultern aufgebracht. Schwerer Zug kann nur mit einem Kummet geleistet werden. In Heringen wurde ein Kummet oft als Gesellenstück hergestellt.
Standardwerk: Vollmer, K., Das Sattler-, Riemer- und Täschner-Handwerk, ein Hand- u. Nachschlagewerk aus der Praxis für die Praxis,
Sattlermeister in Mannheim, Verlag von J. J. Arnd, Leipzig, 1908
Der Sattler Hans Höll in seiner Werkstatt in Rußach ist einer der wenigen im SalzburgerLand, die das traditionelle Geschirr für Pferde noch nach überlieferter Handwerkskunst herstellen können.
Abgabgszeugnis der Gewerblichen Berufsschule des Kreises Hersfeld in Heringen an der Werra für Heinrich Koch geb. am 05.05.1919 in der Fachabteilung Sattlerei vom 01. Oktober 1936.
Vom Leder zu ziehen, das bedeutete im späten Mittelalter noch, sein Schwert aus der ledernen Scheide zu ziehen. Diese typische Bewegung eines Angreifers war im ursprünglichen Sinne bis ins 17. Jahrhundert geläufig. Danach wurde die Redewendung immer mehr in der übertragenen Bedeutung gebraucht. Wenn wir heute sagen: "Na, der zieht aber tüchtig vom Leder", meinen wir: Der lästert ab, der schimpft ausgiebig über jemand anderen. In derselben Bedeutung hat sich auch die allgemeinere Ableitung "Der zieht über ihn her" eingebürgert. In jedem Fall aber wird mit scharfer Zunge gekämpft – die genauso verletzen kann wie ein Schwert.
Der Sattler zieht zwar auch am Leder, aber an der Redewendung war er nur über die Herstellung der ledernen Scheide beteiligt.
Handwerker Innungszeichen Sattler
Glasbild Handwerker Innungszeichen Sattler
Eine weitere Sattlerei befand sich in Heringen in der Fuldischen Aue, die des Sattlermeisters Georg Friedrich Spangenberg (1911-1996) unterhalb des Lebensmittel-Ladens vom Kaufmann Konrad Wenk.

In Widdershausen gibt es sogar einen Hausnamen "Sottlersch", dieses Haus hatte die alte Hausnummer 27 und stand unter der Felswand. Hier hatte der Sattlermeister Jacob Reichhardt (1827-1901) seine Werkstatt. Das Fachwerkhaus stand schräg gegenüber des Kaufhauses Budesheim und wurde in den 1970er Jahren wegen der wandernden Felswand abgerissen.
Ein Sattlermeister mit seinem Gesellen in der Werkstatt 1925
Tafel mit den wichtigsten Werzeugen der Sattler aus: Streich, T. F. u. K. v. Gerstenberg.
Arbeitsstätten & Werkzeuge der wichtigsten Handwerker. Esslingen, Schreiber um 1875. Qu. Fol. mit 24 farblithogr. Tafeln. Lose im Pappumschlag.
Quelle:
Vollmer, K., Das Sattler-, Riemer- und Täschner-Handwerk, ein Hand- u. Nachschlagewerk aus der Praxis für die Praxis,
Sattlermeister in Mannheim, Verlag von J. J. Arnd, Leipzig, 1908
Marita Heere, Der Sattler - Handwerk in Rasdorf - früher und heute, Rasdorfer Geschichtsblatt, Ausgabe Nr. 25, 2009

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