Chlorgasunfall - Widdershausen aktuelles Projekt

Chronik Widdershausen
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Chlorgasunfall

Chronik 3 > Bergbau
Chlorgas-Unfall im Kaliwerk Wintershall
am 2. Juli 1955
Während des Entladevorgangs von Chlor aus einem Eisenbahnkesselwagen brach die Abfülleitung in den Tank des Werkes, weil die Lokomotive zu früh anfuhr. Bei Überdruck von 8 bar trat eine riesige Chlorgaswolke aus, die über dem Boden ostwärts trieb. Die Gemeinde Widdershausen und mehrere andere Gemeinden wurden geräumt. Nach vier Stunden konnten die Kassler Feuerwehr und die Feuerwehr der Farbwerke Hoechst die Bruchstelle abdichten. Es wurden ca. 62 Verletzte im Kreiskrankenhaus behandelt.

Nicht einatmen, berühren, verschlucken. Arbeitsschutz tragen. Sofort Giftinformationszentrum oder Arzt anrufen. Stabile Seitenlage.
Beim Wechsel der Chlorflaschen ist eine geeignete Atemschutzmaske mit Filter
(z. B. Vollschutzmaske mit Kombinationsfilter B-P3 oder ABEK-P3) zu verwenden.
Seite 4 – Nummer 151 HERSFELDER ZEITUNG Montag, 4. Juli 1955

Zu dem Chlorgas-Unglück auf Wintershall
Spezialkommando dichtete Bruchstelle ab

Betrieb noch am Sonnabend wieder aufgenommen – Bevölkerung kehrte nach drei Stunden zurück – Vizekanzler Blücher und Ministerpräsident Zinn besuchten die Opfer im Kreiskrankenhaus

B a d H e r s f e l d. Vizekanzler Blücher, der zur Eröffnung der Festspiele in Bad Hersfeld weilte, und der hessische Ministerpräsident Dr. Zinn statteten am Samstagnachmittag den unter Vergiftungserscheinungen ins Kreiskrankenhaus eingelieferten Opfern einen Besuch ab. Ihre Zahl hatte sich auf 59 erhöht. 49 konnten bereits wieder entlassen werden. 19 von befinden sich noch im Krankenhaus. Von ihnen besteht bei keinem Lebensgefahr. Allerdings werden sie noch ein paar Tage im Krankenhaus verbringen müssen.

Das Unglück ereignete sich, wie die „HZ“ schon am Sonnabend meldete und inzwischen von zuständiger Stelle bestätigt wird, beim Entleeren eines Kesselwagens in das Chlortanklager auf dem Werksgelände der Kaligewerkschaft Wintershall. Aus bisher nicht geklärten Gründen habe die Lokomotive angezogen, als die Verbindung zwischen Kesselwagen und Tank noch nicht gelöst war. Dadurch sei die Verbindungsleitung gebrochen.

Das mit 8 Atü ausströmende Chlor wurde von der Werksfeuerwehr mit Wasser niedergehalten. Aber erst nach vier Stunden gelang es einem Spezialkommando der Kasseler Feuerwehr, mit Sondergeräten die Bruchstelle anzudichten.

Sofort nach dem Unglück waren die Grubenschächte auf Veranlassung der Werksleitung abgedeckt worden, um das Eindringen der schweren Chlorgase in den Untertagebetrieb zu verhindern. Die Untertagearbeit wurde sofort unterbrochen und die Belegschaft durch den einige Kilometer entfernten Schacht Neuheringen ausgefahren. Am Nachmittag konnte der Betrieb wieder aufgenommen werden.

Die am frühen Vormittag aus der Gemeinde Widdershausen evakuierte Bevölkerung kehrte nach drei Stunden in die Häuser zurück. Vorsichtshalber waren auch Dankmarshausen und Vacha, beide Orte in der Sowjetzone, gewarnt worden, da das ausströmende Chlorgas eine riesige Wolke gebildet hatte, die nach Osten abzog.
Bei der Lagerung von Chlorflaschen ist die Verschlussmutter mit geeigneter Dichtung fest anzuziehen und
die Schutzkappe aufzuschrauben. Gefüllte und entleerte Chlorflaschen sollten entsprechend gekennzeichnet
getrennt gelagert werden. Damit keine gefährliche Erwärmung der Chlorflaschen auftreten kann, soll die
Entfernung zu Heizkörpern mind. 0,5 m betragen. Weiterhin sind die Technische Regel Druckgase TRG 280
und die IGV Sicherheitshinweise „Lagern von Gasflaschen“ zu beachten.
Chlor ist ein unter Druck verflüssigtes Gas mit stechendem Geruch, das schwerer als Luft,
wassergefährdend und nicht brennbar ist. Es ist giftig beim Einatmen und reizt die Augen,
die Atemwege und die Haut. Chlor reagiert mit der Feuchtigkeit der Luft unter Bildung von
Salzsäure, die dann starke Korrosionen auslösen kann.
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