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Engelhardt

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Engelhardt-Brauerei Bad Hersfeld - Wilhelm Engelhardt
Die ehemalige Brauerei Engelhardt an den Kreuzungen von Neumarkt, Brink und Webergasse um 1900
Brauer Wilhelm Engelhardt *1834 Kassel +1895 Hersfeld
Wilhelm Engelhardt – Sein Leben und Werk
  • 1840: Schulausbildung in Kassel
  • 1850: Lehrberuf im Brauerhandwerk.
  • obligatorische Wanderjahre im Ausland
  • 1860: Engelhardt beginnt Arbeit in der Brauerei Georg Hermann Sauer am Linggplatz
  • 1861: Engelhardt pachtet die Sauersche Brauerei
  • 1861: Stadtrat erteilte ihm hierzu die Konzession
  • Dort braute Engelhardt nun ein untergäriges Bier
  • 1867: Heirat mit der 14 Jahre jüngeren Gutspächtertochter Karoline Amalie Auguste Noll aus dem nahen Gut Bingartes, worauf das Paar fünf Kinder bekam.
  • 1867: Brauereigebäude in der Webergasse mit großartigen Kellern
  • 1869: Engelhardt wirkte in den verschiedensten Ausschüssen der Stadt Hersfeld
  • 1874: Engelhardt ließ ein neues Eishaus errichten, das später als Gär- und Lagerkeller für obergäriges Bier genutzt wurde.
  • 1883-1895: Erweiterung der Brauerei an den Kreuzungen von Neumarkt, Brink und Webergasse.
  • 1887: Engelhardt richtete in einem Gebäude am Brink eine Gaststätte als brauereieigenen Ausschank ein, die anfangs „Bierbrauerei W. Engelhardt“ und später „Hessenschänke“ hieß (gebräuchlicherer Spitzname: „Saufhaus“).
  • 1889: Engelhardt wurde Hersfelder Stadtrat
  • 1892: Brunnenbohrung im nahen Meisebacher Grund in 153,90 m Tiefe.
  • 27.1.1895: Der umtriebige Engelhardt erlitt überraschend einen Schlaganfall, als er seine Gemahlin am Hersfelder Bahnhof abholte, worauf er noch am Abend starb.
  • Wenige Tage später: Bestattung auf dem Hersfelder Friedhof am Frauenberg unter großer Anteilnahme der Bevölkerung
Wilhelm Engelhardt – Sein Leben und Werk
An einem heißen Sommerabend des Jahres 1860 öffnete sich das Klaustor in Hersfeld für den unbekannten Bierbrauer Conrad Wilhelm Engelhardt.
Mit ihm kam ein Mann in die Stadt der sich trotz seiner kaum 26 Jahre in seinem Handwerk gut und gründlich ausgebildet hatte.
Er war am 14. Juli 1834 in Kassel geboren und hatte auch dort gelernt. Während mehrerer Wanderjahre im Ausland konnte er sein Wissen erweitern und vervollständigen.
Den Kopf voller Ideen, besessen von der sich selbst gestellten Aufgabe, hatte er unbeirrbar das Ziel im Auge das sein Lebenswerk krönen sollte. Energiegeladen wie er war, trotzte er allen Widerwärtigkeiten, die sich ihm entgegenstellten.
Noch hatte er sein Werk nicht begonnen,  als es in Hersfeld schon die fünf Brauereien von Georg Hermann Wolff, Peter Heinrich Steinweg, Johann Wolff (Witwe), Balthasar Wolff (Witwe) und Georg Hermann Sauer mit einem festen Kundenstamm gab.
 
Er begann seine Tätigkeit in Hersfeld in der Brauerei des Georg Hermann Sauer und dessen Ehefrau Catherina geborene Hagemann. Schon bald versuchte er als Commis einzusteigen, fand aber genauso wenig Gegenliebe wie bei dem Versuch, das Bier nach seinem hier noch unbekannten neuen Brauverfahren herzustellen. Zäh und hartnäckig verfolgte er sein Ziel. Bis zum Jahresende 1860 hatte er seine Arbeitgeber so überzeugt, dass diese sich entschlossen, sich zurückzuziehen und die Brauerei Sauer (am Markt; heute Stiftsschänke) an Wilhelm Engelhardt zu verpachten.
 
Der Stadtrat von Hersfeld genehmigte am 8. Januar 1861 den offiziellen Akt der Konzessionsübergabe an Wilhelm Engelhardt. Zu diesem Zeitpunkt war dieser jedoch schon Pächter der Brauerei Sauer, wie auch des Felsenkellers an der heutigen Gickelsburg, sodass der 1. Januar 1861 als Gründungstag der Brauerei W. Engelhardt gilt.
Brauerei-Gespann der Brauerei Wilhelm Engelhardt beim Reit- und Fahrturnier 1949 in Bad Hersfeld, Fahrer: David Wild und Begleiter Heinrich Allendorf
Nach seinem erfolgreichen Start im Beruf vermählte er sich am 21.09.1867 auf Gut Bingartes mit der am 25.7.1848 in Lispenhausen geborenen Karoline Amalie Auguste Noll (gestorben am 27.02.1926 in Bad Hersfeld), die ihm nicht nur eine treue Gattin, sondern auch eine verständnisvolle Beraterin in geschäftlichen Dingen werden sollte. Sie war die Gutspächterstochter aus dem nahen Gut Bingartes. Dieser glücklichen Verbindung entsprossen fünf Kinder.

 Seine tägliche Arbeit gab Wilhelm Engelhardt immer wieder neue Impulse und er fand stets noch Zeit, um Pläne zu schmieden. Aus den wenigen Restakten, die dem Flammenmeer des 31. März 1945 entgingen, geht eindeutig hervor, dass er für alle Vorhaben der Initiator war, der auch alle Kostenvoranschläge, Baubesprechungen und Rechnungen selbst prüfte und mit seinen Prüfvermerken versah. Er war hart gegen sich selbst, aber auch hart gegen seine Vertragspartner; Verträge und Abmachungen hielt er gewissenhaft ein und verlangte das auch von anderen. Besonders in Geldangelegenheiten gab es bei ihm keine Konzessionen, denn er zahlte stets bar und nie auch nur einen Tag später als vereinbart.
 
Über Finanz-Transaktionen sind nur wenige Unterlagen erhalten geblieben und doch scheint festzustehen, dass er sich finanziell nie übernommen hat. Erstaunlich dabei ist, dass er sich zu allen Zeiten sein gutes Herz bewahrte und in ungezählten Fällen verschuldete Gastwirte freikaufte oder ihnen aber entsprechende Darlehen gab.
 
Nur spärliche Nachrichten liegen vor über die Anfänge seiner Brauerei auf der jetzigen Fabrikationsstätte. Lediglich die Chronik der Stadt verbürgt uns, dass Wilhelm Engelhardt im Jahre 1867 ein Brauerei-Gebäude in der Webergasse mit großartigen Kellern errichtet hat. Dabei verschweigt der Chronist auch nicht, dass bei den Ausschachtungsarbeiten für die Keller drei Arbeiter verschüttet und dadurch getötet worden sind.
 
Da die städtischen Akten ab 1867 die Brauerei Sauer am Markt nicht mehr erwähnen, scheint festzustehen, dass die mit der Inbetriebnahme der Engelhardtschen Brauerei in der Webergasse stillgelegt wurde. Lediglich die Gaststätte Sauer am Linggplatz bestand weiter.
Gründerzeitvilla von 1892. Ehemals Wohnhaus der Eigentümer der Brauerei Engelhardt, welche hier von 1867-1977 stand.
Schon bald wurde Wilhelm Engelhardt Mitglied des Außerordentlichen Ausschusses der Stadt Hersfeld und ab 1889 Mitglied des achtköpfigen Stadtrates. Auch im ständigen Bürger-Ausschuss hat er sich jahrelang in den Dienst der Bevölkerung gestellt.
 
Die schnelle Folge der Neu- bzw. der Erweiterungsbauten lässt erkennen, dass der Gründer der Brauerei stets weitsichtig geplant und sich immer den entsprechenden Verhältnissen der Zeit anpasste.
 
Im Jahre 1874 wurde ein neues Eis-Haus erstellt, dass später als Gär- und Lagerkeller für obergäriges Bier Verwendung fand. In seine Planungen zog er schon immer Grundstücke ein, die er noch gar nicht erworben hatte. Dadurch war er imstande, Schritt für Schritt seinen Betrieb zu erweitern und immer wirtschaftlich zu arbeiten.
 
Im Jahre 1875 wurde ein Neubau erstellt, der später den Gerstenboden, Flaschenbier-Lagerräume und Lagerkeller aufnahm. Das folgende Jahr verlangte weitere Bauarbeiten, da die Stadt ihm die Anlage eines Entwässerungskanals vorschrieb.
 
Für die Sommermonate war die Vorhaltung von Eis für die Kühlung des Bieres erforderlich geworden. Um von der Eisherstellung auf der Fulda unabhängig zu sein, ließ Wilhelm Engelhardt 1878/1879 den Eisteich in der Meisebacher Straße anlegen, der bis nach dem 2. Weltkrieg in Betrieb war.
 
Das Jahr 1878 wurde zum Meilenstein in der Geschichte der Brauerei, da mit der Errichtung eines neuen Kessel- und Maschinenhauses der Betrieb auf Dampf umgestellt wurde.
 
Nächst der Temperatur ist für einen Brauereibetrieb eine der wesentlichsten Bedingungen gutes Wasser, das nicht nur beim Mälzen und Keimprozess zu ermöglichen hat, sondern auch beim Brauen aus Gerste und Hopfen die erforderlichen Bestandteile aufzulösen und auszuziehen hat. Weiter ist dieses Wasser, dass besonders weich sein muss, für die Reinigung der Fässer, Flaschen und Gerätschaften erforderlich.
 
Wilhelm Engelhardt fand dieses chemisch und atmosphärisch reine weiche Wasser in 153,90 m im Meisebacher Grund, wo er einen Tiefbrunnen im Jahre 1892 erbohren ließ. Das Wasser fließt seitdem in einer separaten Leitung zur Brauerei.
 
In seinen letzten zwölf Lebensjahren kaufte er weitere Grundstücke und vergrößerte seinen Betrieb laufend. Das sein Bier gut war, geht aus der Tatsache hervor, dass im Jahre 1894 in Hersfeld pro Einwohner rund 146 Liter Bier getrunken worden sind. Nur 43.997 Liter Bier wurden in jenem Jahr bei einem Gesamt-Ausschank von 1.024.257 Litern von auswärts eingeführt.
 
Mitten im besten Mannesalter wurde seine irdische Laufbahn durch einen jähen Tod beendet. Wilhelm Engelhardt hatte am Abend des 27. Januar 1895 am Bahnhof seine Gattin abgeholt, erlitt unterwegs einen Schlaganfall, er verstarb noch in der gleichen Nacht.
 
Nach seinem Tod übernehmen Konrad Wilhelm Engelhardts Söhne Heinrich Wilhelm (*17.10.1869-+nach 1925) und Ludwig (*05.11.1872-+16.11.1924) zusammen mit deren Mutter die Brauerei.
 

Literatur:
Peter Roßkopf, Ein Jahrhundert Engelhardt-Bier; Bad Hersfeld 1961
Wilhelm Engelhardt - Sein Leben und Werk, Mein Heimatland, Band 20, Nr. 12, Dezember 1962
Fassbier-Auslieferung (natürlich noch in eisenberingten Holzfässern) mit Ochsengespannen um 1900
Portrait Wilhelm Engelhardt 1834-1895
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