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Lager Gronenfelde

Chronik 3 > 2.Weltkrieg > Kriegsgefangenschaft
Lager 69 Gronenfelde Frankfurt an der Oder

Nach seiner Gefangennahme am 06. Mai 1945 bei Pisek in Tschechien wurde Heinrich Koch (1919-2014) aus Widdershauen mit einem Teil von Angehörigen des Artillerie-Regimentes 16 von  tschechischen Milizen am 08.05.1945 an amerikanische Einheiten der 3. US-Armee (XII. Armeekorps) übergeben.
Diese lieferten alle Angehörigen der 6. Armee am 10.05.1945 an die gerade in Pisek eingetroffenen russischen Einheiten aus.
Heinrich Koch kam am 30. Juni 1945 mit einem Gefangenentransport in Lebedjan am Don an. Aus den Wehrmachtssoldaten wurden voina plenis (Kriegsgefangene). Am 20.04.1946 wurde Heinrich Koch in das Kriegsgefangenenlager 454 nach Ryazan (Rjasan) an der Oka verlegt.
Am 10. Mai 1949 wird Heinrich Koch in das Repatriierungslager Nr. 69 Gronenfelde in Frankfurt/Oder verlegt.
Entlassung von Heinrich Koch aus dem Repatriierungslager Nr. 69 in Frankfurt/Oder am 16. Mai 1949.
Entlassungslager Gronenfelde bei Frankfurt an der Oder. Die aus russischer Kriegsgefangenschaft entlassenen Heimkehrer treten von hier aus die Reise in ihre Heimatorte an.
Für die Flüchtlinge und Heimkehrer aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft richtete die Stadt Frankfurt (Oder) bei Gronenfelde das sogenannte Heimkehrerlager Gronenfelde ein. Es bestand von Juli 1946 bis Mai 1950. Anfangs stand es unter sowjetischer Aufsicht, ab 1948 unter Aufsicht des Landes Brandenburg. Über dieses Lager kehrten nach einer offiziellen Angabe bei Schließung des Lagers 1.125.688 Heimkehrer über Frankfurt nach Deutschland zurück. Jeder Heimkehrer bekam einen Entlassungsschein, der die Daten der Gefangenschaft enthielt.
Ankunft der ersten 3000 entlassenen Kriegsgefangenen aus der Sowjetunion in Frankfurt Oder im Juli 1946
"Was die Stadt Frankfurt und ihre Menschen bei der Rückführung der deutschen Kriegsgefangenen geleistet haben, vor allem in der Zeit von 1946 bis 1950, das ist bis heute nicht richtig gewürdigt worden", sagt Heidemarie Bucki. Sie ist die Tochter von Paul Rösch, der das Heimkehrer- und Durchgangslager Gronenfelde stellvertretend geleitet hat, und Autorin des Buches "Das Lager". Darin hat die 74-Jährige anhand von Aufzeichnungen ihres Vaters, eigenen Kindheitserinnerungen und weiteren Recherchen die knapp vierjährige Geschichte des Lagers dokumentiert.

An dieses Lager soll heute um 10 Uhr anlässlich des 70. Jahrestages seiner Eröffnung am 27. Juli 1946 mit einer Gedenkstunde erinnert werden. Neben Heidemarie Bucki werden auch Klaus Eichler, ehemaliger Sprecher des Verbandes der Heimkehrer Frankfurt (Oder) und Oberbürgermeister Martin Wilke Reden halten. Organisiert wird die Veranstaltung am Gedenkstein Seefichten in der Grubenstraße vom Kreisverband Volksbund deutsche Kriegsgräberfürsorge. Ausreichend Sitzmöglichkeiten sind vorhanden.
Heimkehrer vor der Berlin-Baracke in Erwartung ihrer Entlassung (Spravka) im Lager Gronenfelde in Frankfurt/Oder
Durchgangslager Gronenfelde Frankfurt/Oder, Lagerskizze 1943
"Das Heimkehrerlager Gronenfelde war das größte für Kriegsgefangene aus den Weiten des Ostens und das erste unter deutscher Hoheit stehende Lager", erzählt Heidemarie Bucki. Geöffnet war es knapp vier Jahre - bis zum 3. Mai 1950. In dieser Zeitspanne wurden dort fast 1,2 Millionen deutsche Kriegsgefangene, die allermeisten aus russischer Gefangenschaft aufgenommen, registriert und nach kurzer Unterbringung in ihre Heimatorte beziehungsweise -regionen verteilt und damit in die Freiheit entlassen. Mit der Einrichtung des Lagers, das einst als Quarantäne- und Durchgangslager für osteuropäische Fremdarbeiter diente, war die Stadt Frankfurt 1946 durch die Provinzialverwaltung Brandenburg und die Zentralverwaltung für deutsche Umsiedler Berlin beauftragt worden. Frankfurt war als Grenzstadt prädestiniert dafür, sagt Heidemarie Bucki, "auch weil wir einige Verschiebebahnhöfe hatten". Außerdem war der Zustrom von Flüchtlingen dauerhaft stark - allein für den Zeitraum Ende Juli bis Mitte Oktober 1946 hatte die sowjetische Besatzungsmacht 120 000 Ankommende prognostiziert. "Weil man die Elendszüge der Heimkehrer aus der Stadt haben wollte, entschied man sich für das Lager am Rand der Stadt, das idealerweise auch noch einen Bahnanschluss hatte."

Es lag in der Gabelung der Eisenbahnlinien Frankfurt-Seelow und Frankfurt-Rosengarten-Berlin. Da in der Nähe das Gut "Gronenfelde" lag, sprach man bald vom "Heimkehrerlager Gronenfelde", schreibt Heidemarie Bucki in ihrem Buch. "Bis heute", sagt sie, "wird es immer wieder mit dem Kriegsgefangenenlager Frankfurt (Oder) verwechselt, in dem im ersten Weltkrieg und danach bis zu 32 000 Gefangene aus verschiedenen Nationen untergebracht waren. Dieses Lager hat mit Gronenfelde nichts zu tun. Es war dort, wo heute die Heilandskapelle steht. Sie bildete das Zentrum des Lagers", sagt Bucki.

Heimkehrer aus russischer Kriegsgefangenschaft im Lager Gronenfelde in Frankfurt/Oder 1949.
Heimkehrer aus russischer Kriegsgefangenschaft im Lager Gronenfelde in Frankfurt/Oder 1949.
Die Einrichtung des Heimkehrerlagers Gronenfelde war eine logistische Meisterleistung. Noch wenige Monate vor der Eröffnung war das Gelände mit Holzbaracken in einem desolaten Zustand. "Die Lagerkapazität lag bei 3000 Menschen, teilweise kamen hier aber bis zu 6300 Menschen auf einmal an, die aufgenommen, desinfiziert, registriert und medizinisch sowie mit Essen versorgt werden mussten", erzählt Bucki. Angesichts von maximal 150 Mitarbeitern, die dem Lager mit angeschlossenem Krankenhaus zur Verfügung standen, zeigt sich die Dimension der zu bewältigenden Aufgaben. "Die meisten der hier Ankommenden waren körperlich in einem sehr desolaten Zustand und mussten dringend versorgt werden", erklärt Heidemarie Bucki. "Jeder Fünfte war heimatlos, da sich die deutschen Gebiete während des Krieges verschoben hatten. Oft wurden diese Menschen erst hier über die neue Grenzsituation informiert." Am 19. Mai 1948, nicht einmal zwei Jahre nach Eröffnung des Lagers, waren bereits 500 000 Heimkehrer registriert worden.

Nicht einfacher wurde die Organisation der Ankommenden dadurch, dass die Stadt sich selbst erst einmal neu zusammenfinden musste. Nach dem Krieg, an dessen Ende mehr als 90 Prozent der historischen Innenstadt zerstört waren, hatte Frankfurt (Oder) einen Großteil seiner ursprünglichen Bevölkerung verloren. Viele Frankfurter lebten inzwischen in Bayern und Thüringen. "Zwischen 6000 und 12 000 von ihnen kamen nach dem Krieg zurück", darunter auch ihre Familie, erzählt Heidemarie Bucki. Sie spricht von einer Schicksalsgemeinschaft in der Stadt, die zusammen mit Flüchtlingen und heimatlosen Fremden schon bald auf 30 000 bis 40 000 Menschen angewachsen war.

Nachdem am 3. Mai 1950 die letzten Heimkehrer in Gronenfelde ankamen, endete die Geschichte des Lagers am 15. August desselben Jahres mit der Übergabe an die Stadt Frankfurt (Oder).
Im Lager Gronenfelde bei Frankfurt (Oder). Nach erfolgter Entlassung werden die ehemaligen Kriegsgefangenen auf dem Bahnhof Gronenefelde in die bereitstehenden Eisenbahnwagen geführt und in ihre Heimatorte gebracht.
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