Auemühle Heringen - Widdershausen aktuelles Projekt

Chronik Widdershausen
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Auemühle Heringen

Chronik 2 > Mühlen
Die Aumühle oder Auemühle

Als zweite Mühle bestand in Heringen bis zum Anfang unseres Jahrhunderts die Aumühle. Zwar stand sie nicht in der Aue, wie man aus ihrem Namen schließen könnte, sondern an dem Weg zur Aue, auf der Flussinsel, die von der Gieß und ihrem Seitenarm umflossen wird.
Diese Mühle ist wahrscheinlich im Jahre 1558 erbaut worden. Denn im Salbuch von 1553 wird sie noch nicht erwähnt, in dem von 1579 wird mitgeteilt, dass der zu zahlende Erbzins im Jahre 1559 festgesetzt worden sei.
Nach der dortigen Eintragung hat Heinz Kohlhausen (Kohlhaas) mit gnädiger Verwilligung unseres Fürsten die Mühle erbaut. Von Kohlhaas hat sie Merten Müller erkauft und dann an Heinz Döring überlassen. Am 22. Juli 1589 wird Cuntz Koch von Landgraf Wilhelm mit der Mühle belehnt. Die Lehnsabgaben betrugen 3 Gulden an Geld, 2 Hahnen, 1 Huhn, 1 Ganz; von der Mühlenhofstätte 12 Gnaken, vom Schlaggang 20 Gnaken 2 Pfennig.
Die Aumühle an der Gieß, einem Seitenarm der Werra aus der Generalstabskarte des Johannes Schleenstein von 1704-1710
Koch saß auch noch zu Beginn des 30jährigen Krieges (1618) in der Mühle. Nach beendetem Kriege nennen uns die Kirchenbücher jedoch andere Namen als Aumühleninhaber, so 1659 Claus Albrecht, 1670 Balthasar Busch und im gleichen Jahr auch Valten Roth. Im Jahr 1691 erscheint Hansfritz Koch als Aumüller. Er war ein Sohn von Valten Koch und dieser scheint ein Enkel jenes Cuntz Koch gewesen zu sein, der die Mühle früher besaß. In der Zwischenzeit, vom Kriegsende bis zum Jahre 1690 mögen Pächter in der Mühle gesessen haben, bis dann Hansfritz Koch sein väterliches Erbe selbst übernahm.
Hansfritz starb 1713 und hinterließ die Mühle seinem damals 20jährigen ältesten Sohn Peter. Dieser hat sie aber bald wieder abgegeben, denn im Jahre 1724 finden wir seinen Schwestermann Johann Hermann Schimmelpfennig in der Aumühle, nachdem dieser zuvor die Lengerssche Mühle innegehabt hatte. Hermann war der Sohn des Großmüllers Johannes Schimmelpfennig. Im Jahr 1767 hinterließ
er die Aumühle seinem jüngsten Sohn, Joh. Friedrich. Auf Friedrich folgt 1800 dessen ältester Sohn Valentin und Valentins Nachfolger wurde 1837 sein Sohn Johannes.

Die Aumühle an der Gieß, einem Seitenarm der Werra, das Gebaüde der Aumühle ist eine Fotomontage
Den Kindern des Johannes scheint die Übernahme der Mühle nicht gerade verlockend gewesen zu sein. Der älteste Sohn ging schon in jungen Jahren nach Amerika; der zweite, Joh. Adam heiratete 1857 in ein Heringer Bauernhaus. Auch die übrigen zehn Geschwister sind dem ältesten Bruder wohl bald nach Amerika gefolgt: in Heringen ist keins von ihnen geblieben. Als Aumüller wird 1862 ein Christoph Seligmann. Etwas später erwarb Karl Ellermeier aus Trendelburg die Mühle käuflich. Nachdem dieser im Jahre 1866 durch Einheirat auch in den Besitz der Großen Mühle gekommen war, wurde die Aumühle stillgelegt.
Fast vier Jahrzehnte stand das von Obst- und hohen Weidenbäumen umgebene schöne Mühlengehöft unbenutzt, ein Tummelplatz der abenteuerlustigen Dorfjugend. Erst als um die Jahrhundertwende die Gemeinde in den Besitz der Mühle gelangt war, wurden die verwahrlosten Gebäude abgebrochen.
Von Anfang an war die Aumühle auch eine Lehnsmühle; das Lehnsverhältnis ist aber später gelöst worden. Denn im Steuerkataster wird sie eine erb- und eigentümliche Mühle genannt. Sie hatte einen Mahl- und einen Schlaggang. Ihre Mahlleistung betrug 1 ½Viertel Frucht in 24 Stunden (3 Scheffel); sie konnte jährlich etwa 8 ½ Monate mahlen. Von jedem Viertel zu mahlen durfte der Müller 1 Metze Molter als Mahllohn für sich behalten. In der Schlagmühle konnten innerhalb 24 Stunden 1 Viertel Ölfrüchte geschlagen werden, wofür der Müller 16 Albus schlaglohn zu bekommen hatte.
An steuerlichen Abgaben hatte die Aumühle zu tragen jährlich 1 Huhn, 1 Gans, 3 Hahnen und 2 Reichsthaler 26 Albus Erbzins, sowie 13 Albus 6 Heller von der Schlagmühle. Als ein altes Zubehör zur Aumühle galten die Grundstücke Im Strauch, das jetzige Bahnhofsgelände. Auch der Aumüller musste einen herrschaftlichen Hund in Futter halten und durfte einen Aalfang bei der Mühle anlegen. Jedoch wir gesagt wird, lohnte eine solche Anlage in der Gieß die Unkosten nicht.

Quelle:
Jakob Heinrich Gebauer, Die Geschichte des Marktfleckens Heringen an der Werra, Schreibmaschinen-Manuskript
Jakob Heinrich Gebauer wurde am 26. Februar 1880 in Heringen geboren, arbeitete und lebte als Steiger in Essen, und starb kurz nach der Fertigstellung der Heringer Chronik am 8. März 1948 in Heringen.

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