Wolfsgrube - Widdershausen aktuelles Projekt

Chronik Widdershausen
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Wolfsgrube

Chronik 3 > Wüstungen
Die Wolfsgrube hinter der Hornungskuppe
Wolfsgruben (Wolfskauten) als archäologisches Denkmal
Ausschnitt aus der Grenzkarte zwischen Sachsen-Eisenach und Hessen-Kassel aus 1775 mit Lage der Hornungskuppe bei Widdershausen und eingezeichneter Wolfskaute, die von Heiko Ries aus Heringen in 2016 wieder neu entdeckt wurde, HStAM Bestand Karten Nr. P II 9091
Wolfsgruben stellen nur einen Ausschnitt der vielfältigen Geschichte zwischen Mensch und Wolf dar. Und dennoch trägt die Erforschung dieser besonderen Denkmäler zur aktuellen gesellschaftlichen Diskussion bei, indem die unterschiedlichen Formen der Jagd und damit auch die Gründe für die Ausrottung des Wolfes untersucht werden.
Wolfsgruben - Wolfskaute - Wolfsloch
Wolfsgruben waren ab dem frühen Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert üblich. Bereits Karl der Große befahl, dass Wölfe mittels Wolfsgruben gejagt werden sollten. Interessanterweise ist das Wissen um diese Jagdmethode heute nahezu vollständig in Vergessenheit geraten, obwohl erst 1817 der letzte Wolf in Osthessen vom Revierförster Lamm bei Eiterfeld erschossen wurde. Die Jagdmethode selbst war jedoch sehr verbreitet. Bisher sind allein aus Süddeutschland über 40 Standorte mit häufig mehreren Fanggruben bekannt. Flurnamen wie Wolfsgrube, Wolfsgrubenacker, Wolfsgarten, Wolfsluder, Wolfsgraben, Grubenholz sowie Wolfsloch sind sehr häufig und lassen erahnen, wie verbreitet diese Form der Wolfsjagd ursprünglich war. (Nießen 2012, 48, 88-93).
In Hessen ist die von Heiko Ries (Heringen) gefundene Wolfsgrube erst die zweite bekannt gewordene Wolfsgrube. Die erste liegt im Nationalpark Kellerwald-Edersee, die heute oben im Durchmesser 5 m große und etwa 1,80 m tiefe trichterförmige runde Grube wurde bereits 1749 in einer Grenzbeschreibung und -karte als Wolfskaule bezeichnet.
Wolfsgrube in einer Zeichnung des 16. Jahrhunderts. Durch einen Köder angelockt, tritt der Wolf auf einen drehbaren Deckel und fällt in die darunter liegende Grube.
Quelle: Jacob von Fouilloux (1590): Kapitel Wolffsjagt, Seite 18. – In: New Jägerbuch, Straßburg 1590.
Bei Wolfsgruben handelt es sich um drei bis vier Meter tiefe, häufig mit Steinen (Trockenmauerwerk aus Bruchsteinen) ausgekleidete Fallgruben. In die Grube oder auf eine instabile Abdeckung wurde ein lebender Köder (z. B. ein Schaf, ein Ferkel oder eine Gans) gebracht. Die Fanggrube wurde mit Ästen, Reisig oder ähnlichem losen Naturmaterial locker überdeckt, so dass die Wölfe, beim Versuch den Köder zu erreichen, hineinstürzten und leicht zu erlegen waren. Alternativ wurden die Tiere mittels am Boden der Grube angebrachter angespitzter Pfähle direkt getötet.
Da Wolfsgruben in der Regel einen wie o.a. Durchmesser haben, sehen sie gemauert oft Brunnen zum Verwechseln ähnlich. Meist sind sie im Gelände jedoch nur noch als flache Mulden erkennbar und werden als Bombentrichter, Bergbaurelikte oder als Grubenmeiler zur Holzkohleherstellung interpretiert. Wolfsgruben lassen sich jedoch meist sehr gut über den entsprechenden Flurnamen identifizieren.
Flugblatt zum Wolf von Ansbach, der um 1685 im ostfränkischen Ansbach
Kinder verschleppt hat. Das Tier wurde in einem mit Reisig überdeckten
Brunnen gefangen und anschließend als Mensch verkleidet gehenkt
Fleming (1749) beschreibt den Bau einer Wolfsgrube in ihrer Dimension ähnlich einem Bärenfang, innen ebenfalls mit gespundeten Starkbrettern ausgeschalt, jedoch ohne Fangschleuse. Auf einer Stange in der Mitte der Grube solle ein Lamm auf ein "Schub-Karn-Rädlein" gebunden werden. Die Öffnung des Fanges wird mit "TangelAestelein" getarnt und "Damit aber der Wolff nicht bey wegspatziere, wird ... ein .. . verwildeter Creutz-Zaun von Lager-Holtze und Schoppen-Reiß verleget ... ". Den Wolf tötete man in der Grube .
Eine andere Bauvariante aus dem Jahre 1583: "Wolle man aber die Wölff mit gebührlich Fallen fangen, so solle man vorhin eine tiefe Grube machen und darüber eine runde, geflochtene Scheube dermaßen darüber henken, damit es sich kann ringsfertig und leichtiglich umwenden. Auf der andern Seiten aber und jenseits der Scheube sollte entweder eine Gans oder Lamb oder dergleichen Thierlein setzen. Sobald aber der Wolf sich unterstehet, über solche Scheube zu gehen, wendet sich dieselbige geschwind umb und feilt der gefräßige Wolf also in die Gruben"
Eine vom Bewuchs befreite und gesicherte Wolfsgrube bei Gaimberg in Südtirol
Was ist ein Wolfsgarten?
Wolfsgärten stellen den Höhepunkt der Entwicklung von Wolfsfanganlagen dar und sind seit dem 16. Jahrhundert bekannt.
Ein größerer Bereich einer Waldabteilung wurde mit einem Palisadenzaun abgeteilt. Innerhalb der Umzäunung legte man einen Luderplatz an, zu welchem die Wölfe gelockt wurden. Den Wölfen wurde einige Tage freier Zugang gewährt, bis das gesamte Rudel das Luder annahm und im Wolfsgarten versammelt war. Daraufhin schlossen die Jäger die Zugänge im Zaun und trieben die Wölfe in die Fallgruben und Netze. Der Aufwand zur Errichtung und Unterhaltung eines Wolfsgartens war sehr hoch. Dennoch stellten Wolfsgärten eine Alternative zu den noch kostenintensiveren Treibjagden dar.
Landgraf Philipp der Großmütige (1509-1567) ließ am Rand des Seulingswaldes bei Herfa (Heringen-Herfa) einen Wolfsgarten anlegen und von den Bauern unterhalten. Noch heute gibt es bei Herfa die Flur "Hinterm Wolfsgarten", wo leider keine archäologischen Relikte mehr zu erwarten sind.
Wolfsgarten: Die Wölfe haben das Luder (hier ein totes Pferd) angenommen und befinden sich eingeschlossen innerhalb der Jagdanlage. Archäologisch belegt werden konnten zwei Fallgruben und die Umzäunung. Aus Beschreibungen ist bekannt, dass auch Netze verwendet wurden. Zeichnung: Ulrike Wilde
Quellen:
Fleming, Hans Friedrich, Der vollkommene Teutsche Jäger, Teil 1. Leipzig 1724/1749
Rümpler, C.: Der Klingbrunnen und die Wolfsgrube am Rande des Hainichs. Bd. 3 : Thüringen und der Harz. Sondershausen 1842
Vogel. C.: Wolfs- und Bärenjagden in Thüringen. Salzunger Tagebl., Beilagen, Bad Salzungen, 1925
Finus, K. F.: Bären und Wölfe in Thüringen. Heimat-Glocken, Gräfenroda, 1928
Schuster, E.: Drei Flurnamen und was dahinter steckt. Die Wolfsgruben. Kulturbote für den MusikwinkeL Klingenthai, 1967
Butzeck, S., M. Stubbe und R. Piechocki: Bejagungsmethoden des Wolfes in historischer Zeit, Hercynia N. F., Leipzig, 1988
Klaus Sippel & Ulrich Stiehl, Archäologie im Wald – Erkennen und Schützen von Bodendenkmälern. Landesbetrieb HESSEN, 2005
Heiko Ries, Dr. K. Sippel, Eine Wolfsgrube im Seulingswald bei Heringen (Werra), hessen Archäologie, THEISS, 2017
Wolfsgrube mit rekonstruierter Umzäunung und Abdeckung
Wolfsgrube mit mit Steinen (Trockenmauerwerk aus Bruchsteinen) ausgekleidet
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